Ohne Jod kein Schilddrüsenhormon. Es wird als Grundstoff für die Produktion der Schilddrüsenhormone benötigt, die unter anderem für die Regulierung von Stoffwechselprozessen verantwortlich sind und das Körper- und Organwachstum anregen.
Der menschliche Körper kann Jod nicht selbst produzieren und auch nur sehr begrenzt speichern. Jod ist ein essentielles Spurenelement. Das heißt: Das vom Körper benötigte Jod muss regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden. Es gelangt über den Magen-Darm-Trakt passiv ins Blut und von dort aktiv in die Schilddrüse. In der Schilddrüse werden bis zu 80 Prozent des täglich aufgenommenen Jods verbraucht.
Um genügend Schilddrüsenhormone bilden zu können, liegt der tägliche Jodbedarf für Erwachsene bei etwa 150 bis 200 Mikrogramm. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. hat je nach Alter und Geschlecht einer Person bestimmte Empfehlungen der Jodzufuhr formuliert. Der tägliche Jodbedarf beträgt für:
| Säuglinge | 40 – 80 µg |
| Kinder, 1 – 9 Jahre | 100 – 140 µg |
| Kinder, 10 – 12 Jahre | 180 µg |
| Jugendliche und Erwachsene | 200 µg |
| Erwachsene über 50 Jahre | 180 µg |
| Schwangere | 230 µg |
| Stillende | 260 µg |
Jod ist für den Menschen unentbehrlich und lebensnotwendig – und zwar in jedem Lebensabschnitt – beginnend mit der Entwicklung des Kindes im Mutterleib. Daher ist eine ausreichende Deckung des Jodbedarfs vor allem während einer bestehenden oder geplanten Schwangerschaft wichtig, denn jetzt müssen zwei Schilddrüsen mit Jod versorgt werden (Weitere Informationen). Während bei der Mutter ein erhöhtes Risiko für eine Struma besteht, hängen beim heranwachsenden Baby die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems von einer guten Jod-Versorgung ab. Auch in Stillzeiten ist der Bedarf erhöht, weil das Jod mit der Muttermilch abgegeben wird.
Deutschland zählt zu den jodärmsten Regionen Europas. Vor Tausenden von Jahren schwemmte die Gletscherschmelze das Spurenelement fort. Bis heute kommt Jod nur in sehr geringen Mengen in unseren Böden, Acker- und Weideflächen sowie im Trinkwasser vor und fehlt somit größtenteils in der tierischen und menschlichen Nahrung. Das Gebiet der heutigen Bundesrepublik wurde viele Jahre lang zum Jodmangelland erklärt und der Kropf war das sichtbarste Zeichen dieses Defizits.
Zwar hat sich die Jodversorgung der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten stark verbessert. Die Jodaufnahme hat sich gegenüber 1975 nahezu verdoppelt, vor allem Neugeborene und Kinder haben heutzutage einen ausgeglichenen Jodhaushalt. Doch gehen Experten davon aus, dass mindestens ein Drittel wenn nicht gar die Hälfte der deutschen Bevölkerung nach wie vor nicht optimal mit Jod versorgt ist. Das tägliche Defizit liegt bei schätzungsweise einem Drittel der Menge Jod, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt.

Als Folge können krankhafte Veränderungen oder Störungen der Schilddrüse auftreten. Jeder dritte Deutsche ist betroffen, ab dem 45. Lebensjahr sogar jeder Zweite, Frauen etwa gleich häufig wie Männer. Am meisten verbreitet ist die Jodmangel-Struma, eine extreme Vergrößerung der Schilddrüse mit und ohne Knoten.
Die Symptome eines Jodmangels zeigen sich jedoch meist schleichend, so dass anfangs kaum Beschwerden von Betroffenenwahrgenommen werden. Erst bei einer stärkeren Schilddrüsenunterfunktion sendet der Körper klare Warnsignale. Als typische Anzeichen gelten:
Einem akuten Jodmangel lässt sich am einfachsten über die Nahrung entgegenwirken. Die wichtigsten Jodlieferanten sind Seefische und Meerestiere. Sie sollten wenigstens zweimal wöchentlich auf dem Speiseplan stehen. Besonders jodhaltig sind Seelachs, Kabeljau und Scholle. Auch die konsequente Verwendung von jodiertem Speissalz kann helfen, Defizite auszugleichen und Kröpfen vorzubeugen. Nennenswerte Jodmengen können zudem in Milch und Eiern vorkommen, allerdings ist hier die Fütterung der Tiere ausschlaggebend. Jodgehalt verschiedener Nahrungsmittel im Überblick:
| Jodmittelwert pro 100g essbarem Anteil (in µg) | Erforderliche tägl. Verzehrmenge für 100 µg Jod (in g) | |
|---|---|---|
| Fische | ||
| Schellfisch | 74,0 | 135 |
| Hering | 66,5 | 150 |
| Krabben | 34,1 | 300 |
| Scholle | 10,5 | 950 |
| Fleisch (mittelfett) | ||
| Schweinefleisch | 3,0 | 3300 |
| Rindfleisch | 3,0 | 3300 |
| Getreide | ||
| Roggenbrot | 8,5 | 1200 |
| Weißbrot | 5,8 | 1700 |
| Haferflocken | 4,0 | 2500 |
| Reis | 2,2 | 4500 |
| Eier | ||
| Hühnerei | 9,7 | 1050 |
| Gemüse | ||
| Spinat | 20,0 | 800 |
| Radieschen | 8,0 | 1250 |
| Kartoffeln | 3,8 | 2650 |
| Gurke | 2,5 | 4400 |
Während in einigen Ländern das Problem durch Jodzufuhr im Trinkwasser gelöst wurde oder das Jodsalz schlicht zum Regelsalz gemacht wurde (wie etwa in der Schweiz seit den 1920er Jahren), passierte hierzulande lange nichts.
Hilfe kam schließlich aus der Nahrungsmittelindustrie, die verstärkt jodiertes Speisesalz einsetzte. Das Gleiche gilt für Kantinen, Restaurants, Bäckereien und Metzgereien. Durch ein wachsendes Angebot an mit Jodsalz hergestellten Lebensmitteln und Speisen hat sich die Jodversorgung der Bevölkerung wesentlich verbessert. Allerdings kann eine zusätzliche Jodaufnahme für Patienten mit bestimmten Schilddrüsenerkrankungen wie einer Schilddrüsenüberfunktion (Weitere Informationen) oder einer Schilddrüsenentzündung vom Typ Hashimoto (Weitere Informationen) auch schädlich sein.
Eine sehr wichtige Rolle kann Jod bei einem radioaktiven Reaktorunfall spielen. Bei einem atomaren Unfall wird nämlich u.a. auch radioaktives Jod freigesetzt. Der menschliche Körper kann nicht zwischen normalem und radioaktivem Jod unterscheiden und nimmt auch radioaktives Jod in die Schilddrüse auf. Dort kann radioaktives Jod schwere Zellschäden bis hin zum Schilddrüsenkrebs verursachen. Die Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse kann durch normales Jod blockiert oder zumindest reduziert werden. Das geschieht am effektivsten durch die Einnahme von Jodtabletten. Wichtig ist die rechtzeitige Einnahme. Aus diesem Grunde werden von den Behörden für mögliche Reaktorunfälle große Vorräte an Jodtabletten für die Bevölkerung vorgehalten.
Weitere Informationen liefert Ihnen das Experteninterview mit Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren. Zum Experteninterview